Endlich als Taschenbuch.
Nein, es handelt sich nicht um eine nackte Frau, sondern um ein
Musikalbum. So wie "Let it Be naked". Die Beziehungsgeschichte von Annie
und Duncan, eines arbeitslos werdenden Dozenten und einer
Museumsangestellten. Duncan pflegt über eine Webseite die kleine
Fangemeinde des verschollene Musiker Tucker Crowe. Als eingefleischter
Fan bereiste Duncan Stationen des Lebens von Tucker Crowe in den USA.
Annie, begleitete ihn dabei, auch bei der Besichtigung des
Toilettenhäuschens, das der Musiker während seines letzten Konzertes
aufsuchte, bevor er von der Bildfläche verschwand. Als nach 20 Jahren
die Neuauflage eines alten Albums erscheint, remastert und ohne sonstige
orchestrale Schnörkel, reiner erdige Blues ist Duncan begeistert. Er
schreibt als erster eine Kritik zu diesem Album. In Konkurrenz zu ihrem
Mann veröffentlicht Annie eine Gegenkritik. Dies führt zu ungeahnten
Komplikationen. Tucker Crowe taucht aus der Versenkung auf.... Mehr soll
hier nicht verraten werden.
Hornby vermengt, wie oft in seinen Werken die persönlichen Geschichten
der Menschen mit der Musik, die uns das ganze Leben begleitet (High
Fidelity, 31 Songs). Wunderbar versteht er es, die Beziehungsproblematik
zwischen seinen Helden Duncan, vom Leben enttäuscht, sich in seine
Traumwelt flüchtend, und Annie, frustriert und bemüht eine eigene
Identität neben ihrem Partner aufzubauen, als tobenden Geschlechterkampf
vor dem Hintergrund der skurrilen Verehrung des verschollenen Musikers
mit Unterstützung der eingeschworenen Internet-Fan-Gemeinde zu zeigen.
Hornby verfasst ein Feuerwerk zündender und spritziger Dialoge, die von
einer außerordentlichen Beobachtungsgabe zeugen. Als wenn er daneben
gestanden hätte, wenn wir unsere eigenen Beziehungskonflikte leben. Er
bringt Dinge auf den Punkt, die wir alle kennen, die aber so auf den
Punkt gebracht nicht mehr nur traurig und hoffnungslos klingen. Er
schafft es bei uns ein Schmunzeln über das eigene Beziehungschaos
erzeugen. Trifft das Zeit und Lebensgefühl der Generation der 40 bis 50
Jährigen. Reißt uns die Maske vom Gesicht. Schafft es dabei aber uns mit
uns selbst, unserer Zeit, unseren Beziehungen und dem Leben zu
versöhnen. Die Beschäftigung mit Musik ist dabei hilfreich. Paul
McCartney sagte mal, wie schwer es sei leichte, einfache Musik
zuschreiben. In diesem Sinne kann ich nur sagen, Nick Hornby ist es
gelungen ein herrlich leichtes Buch über ein altbekanntes schweres Thema
zu schreiben. Darin ist er der absolute Meister.
Hornby ist und bleibt ein Garant für gute Unterhaltung und ein
Karikaturist der Musikfangemeinde. Für mich gehört er zu den ganz großen
Chronisten unserer Zeit.
Der Regisseur Dani Levy läßt seine Figur, den
Regisseur Alfi Seliger (sein alter ego?) als trotteligen Neurotiker
durch familiäre und berufliche Probleme stolpern. Seine Frau geht fremd,
seine Kinder nehmen ihn nicht ernst und er versucht erfolglos eine
Filmidee an den Mann zubringen. Dazu wurde ein Haufen alter
Möchtegernstars aus der Versenkung geholt. Elke Sommer als seine Mutter,
Udo Kier als sein Psychiater, Veonica Ferres als liebestolle
Produzentengattin, - als einzige wirklich sehenswert - und viele mehr.
Das ganze kommt als Satire daher. Es gibt kritische Seitenhiebe auf das
deutsche Filmgeschehen und die deutsche Moral. Markus Hering als
Hauptdarsteller macht leider keinen Woody Allen und Filmzitate machen
noch keinen Filmemacher. Die vermittelten Lebensweisheiten,
philosophischen Betrachtungen, Weltrettungs- und Weltverbesserungsideale
bleiben allesamt auf einer Ebene, die wir mit 15 oder 16 Jahren gut
fanden als wir einfach alles in puberträrem Überschwang kritisch sahen.
Das ganze ist diletantisch umgesetzt und was lustig sein soll, stellt
sich vorwiegend in verstaubtem und verklemmtem Humor dar. Einzig
vielleicht, wenn der deutsche Produzent zum jüdischen Regisseur sagt: „
...genau genommen bin ich ja ein Vierteljude...“, kommt ein Schmunzeln
auf. So eine Aussage kann sich in Deutschland ja auch nur ein Jude
erlauben. (Darf man überhaupt den Film eines jüdischen Regisseurs
verreißen?) Komisch, komisch, dass die Deutschen immer wieder versuchen
Lustspiele zu produzieren und dabei immer wieder scheitern. Wie üblich
in deutschen Filmen ist das Licht schlecht, das Filmmaterial grobkörnig
(womit filmen die hier eigentlich, super 8?). Das ganze wird dann auch
noch durch die Filmförderung mit unserem Geld finanziert. Unbegreiflich.
Ebenso unbegreiflich, dass die dann auch noch ein Publikum finden, das
das auch noch gut findet und bei dieser Art der Selbstbeweihräucherung
mitmacht. So ein Machwerk wird in einem Land produziert, das einen
Murnau und einen Lang hervorgebracht hat. Das darf doch nicht wahr sein.
Da hat einer vor 70 Jahren einen Film wie Citizen Kane gedreht und
heute drehen die sowas? Schade um das Filmmaterial. Aber ich will nicht
ungerecht sein: Wirklich gut waren der Vor- und Nachspann, sowohl von
der Graphik als auch von der Idee. Die Stimme aus dem Off erklärt dem
Publikum nämlich unter anderem, dass es sich sofort beschweren soll,
wenn der Film nicht richtig scharf ausgestrahlt wird. Auch das
Filmplakat ist wirklich sehr schön gelungen. Das fällt mir sowieso auf,
dass die Graphiker etwas dazu gelernt haben. Die Plakate deutscher Filme
sind in letzter Zeit oft sehr gut, leider halten die Filme nie das
Versprochene. Alles in allem ist das Leben zu kurz um seine Zeit mit
einem solchen Film zu verschwenden.